Aufsätze
Theater, Film, Literatur – für seine unbequemen Themen hat sich der Erzähler und Aufklärer Thomas Harlan (1929-2010) zu verschiedenen Zeiten immer wieder neue Ausdrucksformen gesucht. Eine Konstante bildet dabei die Auseinandersetzung mit dem Erbe des Nationalsozialismus. Harlan kann als Wegbereiter der strafrechtlichen Aufarbeitung des Holocaust gelten und hat sich in seinem künstlerischen Schaffen – von seiner frühen Theaterarbeit bis in sein literarisches Spätwerk hinein – ein Leben lang intensiv mit der NS-Zeit und der eigenen Familiengeschichte auseinandergesetzt. In den 1970er und 1980er Jahren machte er als engagierter Filmemacher und politischer Aktivist von sich reden.
In der Zusammenführung unterschiedlicher analytischer und biografischer Herangehensweisen nimmt der Band das Gattungsgrenzen strategisch überschreitende und Darstellungskonventionen radikal unterminierende Schaffen Harlans erstmals umfassend in den Blick. Die Beiträge widmen sich u. a. den Filmen, den Romanen Rosa und Heldenfriedhof, der Rezeption des Theaterstücks Ich selbst und kein Engel, und sie verfolgen die Spuren, die das ambivalente Verhältnis zu seinem Vater Veit Harlan im Werk hinterlassen hat. Sie greifen dabei auch auf bisher unveröffentlichte Texte und Lebenszeugnisse aus dem Nachlass Thomas Harlans zurück.
Mit Beiträgen von Carsten Heinze, Tobias Ebbrecht-Hartmann, Sven Kramer, Christian Ahlrep, Jesko Jockenhövel, Susanne Lösch, Werner Renz, Christoph Schneider, Jeanne Bindernagel, Konstanze Hanitzsch, Sieglinde Geisel, Chris W. Wilpert.
- Sieglinde Geisel:
„… aus welchem Fleisch die Sprache gemacht ist“. Ein Blick auf literarische Verfahrensweisen zur Herstellung von Wirklichkeit in Thomas Harlans Heldenfriedhof. S. 191-210
Sound der Zeit
Geräusche, Töne, Stimmen – 1889 bis heute
Herausgegeben von Gerhard Paul und Ralph Schock. Wallstein-Verlag, 2014.
€ 49,90 (D) | € 51,30 (A) | SFr 64,30
lieferbar, 607 S., 77 Abb., geb., Schutzumschlag, 19,2 x 25,8
ISBN: 978-3-8353-1568-6
Der Klang der Geschichte zwischen den Medienrevolutionen des beginnenden und des endenden 20. Jahrhunderts.
Wie klangen Städte und Fabriken zu Beginn und am Ende des 20. Jahrhunderts? Wie entwickelten sich Aufzeichnungsmedien? Wie unterscheiden sich der Erste und der Zweite Weltkrieg akustisch? Wie wurde und wird mit Tönen Politik gemacht? Welche Schlager, Kampflieder und Hymnen haben sich in unserem Gedächtnis verewigt? Hatte die DDR einen anderen Klang als die BRD? Welche Lieder und Melodien bestimmen das Selbstverständnis von Menschen, Gruppen und Nationen? Wie entwickelte sich die akustische Überwachung?
Einen Großteil unserer Orientierung in der Welt gewinnen wir über das Hören. Das Ohr nimmt vor allem den emotionalen Aspekt einer Information auf. Manche Geräusche sind lebenslang im Unterbewusstsein gespeichert. Klänge können Erinnerungsorte sein und Identität stiften. Musik kann aufwühlen und erregen, sie kann Widerstand erzeugen, mit ihr kann aber auch gefoltert werden. Dieser Band thematisiert die Verfolgung sogenannter »entarteter Musik«, unvergessliche Rundfunkreportagen und zentrale Ansprachen des Jahrhunderts ebenso wie die Geschichte des Hörspiels, musikalische Schlüsselwerke der Moderne, Werbejingles, Filmmusiken, Fluglärm und den verführerischen Klang von Stöckelschuhen.
Mit Texten von Peter Payer, Claudia Schmölders, Martin Kohlrausch, Claudia Bullerjahn, Heinz Hiebler, Juliane Brauer, Wolfgang Rathert, Dietrich Helms, Karsten Lichau u.a.
- Sieglinde Geisel:
Unerhört. Veränderungen des Geräusch- und Lärmempfindens. S. 569-578
Broschur, 304 Seiten. Verbrecher-Verlag 2014.
Preis: 18,00 €
ISBN: 9783943167818
Familienromane erregen Aufmerksamkeit. Sie werden in der Presse debattiert und avancieren zu preisgekrönten Bestsellern. Auch das Fernsehen folgt dem Trend. Besondere Bedeutung messen typische Plots der Rolle der NS-Verstrickung einer konstruierten ›Kriegsgeneration‹ von ›Eltern‹ oder ›Großeltern‹ zu, mit der sich deren ›Kinder‹ und ›Enkel‹ auseinandersetzen. Warum aber entwickeln diese Geschichten eine derartige Emotionalisierungskraft, und wie wird diese ästhetisch erzeugt? Welche Gefühle genau werden durch diese Darstellungen hervorgerufen?
Dieses Buch bietet kritische Beiträge zur Emotionalisierungskunst im Roman, im Comic und im Film. Neben Werken viel gelesener Autoren wie Arno Geiger, Bernhard Schlink und Uwe Timm werden dabei auch missverstandene oder bisher kaum beachtete Texte von Gisela Elsner, Thomas Harlan und Reinhard Jirgl untersucht.
Mit Beiträgen von Ole Frahm, Andrea Geier, Sieglinde Geisel, Hans-Joachim Hahn, Konstanze Hanitzsch, Urte Helduser, Markus Joch, Christine Künzel, Matthias N. Lorenz, Jan Süselbeck und Sabrina Wagner.
- Sieglinde Geisel:
Das Erbe antreten. Zu Thomas Harlans literarischer Auseinandersetzung mit der Schuld der Tätergeneration in „Veit“ und „Heldenfriedhof“. S. 153-174
Sieglinde Geisel:
- Universum der Zentrifugalkräfte. Zum schriftstellerischen Werk von Thomas Harlan. S.53-60
- „Nur was man singen kann, ist hörbar“. Gespräch mit Thomas Harlan. S.61-71
Dieser Sammelband ist eine Hommage an die klassische Zeitungsreportage, welche die Neue Zürcher Zeitung seit Jahrzehnten pflegt. Er stellt dreissig ausgewählte Text- und Bildreportagen vor, die zwischen 1986 und 2009 in der Wochenendbeilage der NZZ erschienen sind.
Darunter sind Texte von Irena Brežná, Jürg Federspiel, Sieglinde Geisel, Kurt Gloor, Navid Kermani, Hugo Loetscher, Christoph Neidhart, Peter Stamm, Alice Vollenweider u.a. Die Fotografien stammen von Markus Bühler, Reto Camenisch, Peter Fischli, Christoph Ruckstuhl, Otmar Schmid, Martin Stollenwerk, Pia Zanetti u.a.
Sieglinde Geisel:
Die Arche der Gerechten. Reportage Reportage über die Wiedertäufergemeinschaft der Hutterer in Nordamerika, Besuch der Kolonie Espanola in Washington State. Mit Fotografien von Kristin Capp. S. 189-203
«Mein Sohn, ich glaube, ich habe Dich verstanden. » Im April 1964 ruft Veit Harlan seinen Sohn Thomas nach Capri an sein Sterbebett, doch für das Gespräch, das mit diesem Satz hätte beginnen können, ist es zu spät.
Drei Tage dauert das Sterben, drei Tage erinnert Thomas Harlan sich an die gemeinsame Geschichte. Wir erleben eine Familie, die nicht an «Jud Süß» allein zerbrach.
- Sieglinde Geisel:
Erläuterungen: S. 97-131
Zu Jud Süß: S. 132-144
Zeittafel und Quellenverzeichnis: S. 145-156
Yoko Tawada wurde 1960 in Tokio geboren, seit 1982 lebt sie in Deutschland. Sie schreibt auf Deutsch und Japanisch, ihre literarische Arbeit ist bestimmt von der Differenz der Kulturen und Sprachen und ihrer Schriftsysteme. Den daraus erwachsenen „fremden Blick“ macht sie in Essays und GEdichten, Prosatexten und Theaterstücken auf einzigartige Weise produktiv. Das Heft widmet sich auf poetische wie auf analytische Weise den vielfältigen Aspekten sowohl des deutschsprachigen wie auch japanischen Werks. Es enthält neue, bisher unveröffentlichte Texte Yoko Tawadas.
Mit Beiträgen von Hugo Dittberner, Sigrid Weigel, Barbara Köhler, Peter Waterhouse, Corina Caduff, Ilma Rakusa, Bernard Banoun u.a.
- Sieglinde Geisel:
Kopfkissenbuch der Verwandlung. Die Anverwandlung literarischer Motive und Wahrnehmungsweisen von Ovid und Sei Shonagon in Yoko Tawadas „Opium für Ovid“