Nur im Weltall ist es wirklich still
Bei Lesungen aus diesem Buch wurde ich oft gefragt, ob ich besonders lärmempfindlich sei. Seitdem ich das Buch geschrieben habe, fällt es mir schwer, diese Frage zu beantworten, denn ich weiß zu viel über die Entstehung des Lärms im Kopf. Ich glaube, ich bin wegen diesem Buch weniger lärmempfindlich als vorher.
Der Anlass zu diesem Buch war jedenfalls nicht meine Lärmempfindlichkeit, sondern (wie schon „Irrfahrer und Weltenbummler“ [Link]) ein Auftrag für die Schriftenreihe der Vontobel-Stiftung in Zürich. Ich hatte mir vorher nie Gedanken über Lärm gemacht, und zuerst befürchtete ich, mir falle dazu nichts ein. Doch sobald ich mit dem Thema schwanger ging, merkte ich, dass ich ständig dem Lärm anderer ausgesetzt bin und andere wiederum mit meinem Lärm belästige.
Lärm hat nichts mit Schallwellen zu tun: Auch leise Töne können uns die Ruhe rauben. Der Schlüssel zur Definition von Lärm war die Etymologie: Lärm kommt vom Schlachtruf all‘ arme. Ein Geräusch verwandelt sich in Lärm, wenn es jemanden alarmiert.
Doch auch die Stille kann uns alarmieren: „Je mehr Sie dem Lärm auf den Leib rücken, desto mehr geraten Sie auf das verbotene Territorium der Stille, die so sehr gefürchtet wird“, schrieb C. G. Jung der Schweizerischen Liga gegen den Lärm. Der beste Tipp für den Umgang mit Lärm stammt von John Cage: „Wenn ein Geräusch sie stört, hören Sie ihm zu.“