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Termine
04.12.2025
Buchpremiere: „Aus Fassungslosigkeit“ – Thomas Harlans Täterliteratur
Buchladen zur schwankenden Weltkugel
Kastanienallee 85, Berlin-Prenzlauer Berg
20 UhrMit Clemens Böckmann, Chris W. Wilpert und Sieglinde Geisel
Für Thomas Harlan war die Auseinandersetzung mit den TäterInnen der Shoah und ihrem Weiterleben in der BRD zentral. Harlans Archivrecherche in Polen in den 1960er-Jahren über die Verbrechen der »Aktion Reinhardt« führte zu dem Buchprojekt »Das Vierte Reich«, das nie publiziert wurde. In der Historiografie der Shoah stellte dieses Projekt bis in die 2000er ein Desiderat dar. Aber es bildete das Ausgangsmaterial für Harlans Romane »Rosa« (2000) und »Heldenfriedhof« (2006), Werke an der Schnittstelle von Dokumentation und Fiktion. Diese Romane problematisieren den Umgang mit den TäterInnen und ihren Verbrechen in der BRD und legen damit den Finger in eine Wunde, die Harlans Freund Fritz Bauer vergeblich bearbeitete: die nahezu ausgebliebene Strafverfolgung der NS-TäterInnen sowie die gesamtgesellschaftliche Verweigerung, sich juristisch, moralisch, persönlich und konkret mit den TäterInnen zu befassen, mit der sich wiederum auch die spätere BRD kaum auseinandersetzte.
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News
Die Rechten vom Spielbrett der Demokratie verbannen
Deutschlandfunk Kultur, 4. November 2025
Ein Kommentar von Sieglinde Geisel
Die extreme Rechte beschädigt ein Kerninstrument der Demokratie: die offene Diskussionskultur. Denn sie will gar nicht reden – ihr geht es allein um Terraingewinn. Grund genug, den politischen Dialog mit den Rechten einzustellen.
Page-99-Test: Dorothee Elmiger
tell, 23. Oktober 2025
Von Sieglinde Geisel
Den Spieß umdrehen
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Oktober 2025
„Daily Soap“ von Nora Osagiobare, Rezension von Sieglinde Geisel
Glänzend: In ihrem ersten Roman „Daily Soap“ macht sich die Schweizerin Nora Osagiobare über den alltäglichen Rassismus in ihrem Land lustig.
„Sie wollen, dass wir ihre Götter anbeten“ – Kolonialismus erzählen
Deutschlandfunk Kultur, 5. September 2025
Literaturfeature von Sieglinde Geisel, 30 Minuten (Wiederholung vom 19.06.2020)
Was lernen wir aus der Literatur über die Realität und die Folgen der Kolonialisierung Afrikas?
Wenn man verstehen will, was die Kolonialisierung für den afrikanischen Kontinent bedeutet, reichen die historischen Fakten nicht aus. Laut Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron war die Kolonialisierung ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit: Wie kann man das überhaupt erzählen? Mit welchem Selbstverständnis begingen die Kolonisatoren ihre Taten? Wie erlebten die Kolonisierten den Einmarsch Europas in ihre Welt? Nur die Literatur lässt uns in die Köpfe schauen. Viele Geschichten sind nicht überliefert, deshalb kann man sich der Wahrheit nur durch Fiktion nähern. Die Sendung erkundet die Voraussetzungen des Schreibens über den Kolonialismus, denn diese Wahrheit ändert sich mit der Perspektive. Europäische Autoren wie Uwe Timm oder Lukas Bärfuss stellen die Frage nach der Verantwortung Europas, während etwa die Simbabwerin Petina Gappah die Kolonialisierung aus der Perspektive der Afrikaner erzählt.
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Schreiben in der Verbannung
Deutschlandfunk Kultur, 22. Juni 2025
Literaturfeature von Sieglinde Geisel, 55 Minuten
Deutsche Exilliteratur wird heute auch in Deutschland geschrieben, auf Deutsch und in vielen anderen Sprachen. Die Geflüchteten kommen aus aller Welt. Exilautoren wollen sie oft nicht sein.
Ihre unterschätzte Wildheit
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. Juni 2025
Nachruf auf Gertrud Leutenegger von Sieglinde Geisel
Gertrud Leutenegger gehörte zu den großen Unbekannten – nicht nur der Schweizer, sondern der deutschsprachigen Literatur überhaupt. In ihrer lyrisch gefärbten Prosa begegnet man einem staunenden, forschenden Ich. Nun ist sie im Alter von 76 Jahren gestorben.
Doctor honoris causa der Sozialwissenschaften

Am 9. Mai 2025 wurde Sieglinde Geisel (4. v. l.) von der Universität St.Gallen die Ehrendoktorwürde der Sozialwissenschaften verliehen.
(Bild: Hannes Thalmann)
Meine Heimat ist eine fliegende Insel
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. März 2025, „Bilder und Zeiten“
Am kommenden Mittwoch erhält der belarussische Schriftsteller Alhierd Bacharevič zum Auftakt der Leipziger Buchmesse für seinen Roman „Europas Hunde“ den Preis für Europäische Verständigung.
Ein Gespräch mit Sieglinde Geisel über Politik und Literatur.
«Solange es noch Geschichten gibt, so lange gibt es noch Möglichkeiten»
Republik, 18.3.2025
Nachruf auf Peter Bichsel (1935-2025)
Von Sieglinde GeiselIn der Schweiz kennt ihn jedes Kind. Nun ist Peter Bichsel kurz vor seinem 90. Geburtstag gestorben. Doch weiterhin gibt es buchstäblich noch neue Seiten des grossen Literaten zu entdecken.
Eigentlich hätte dieser Text zu Peter Bichsels 90. Geburtstag am 24. März erscheinen sollen. Nun wird es ein Abschiedstext. Als am Montagmorgen bekannt wurde, dass er am Wochenende verstorben ist, war das für mich ein Schock, obwohl man damit rechnen musste.
Ich kannte ihn persönlich, 2018 haben wir zusammen den Gesprächsband «Was wäre, wenn?» gemacht, im Januar habe ich ihn zum letzten Mal in seinem Haus in Bellach besucht, und im April hätte ich bei meiner nächsten Reise in die Schweiz wieder vorbeischauen wollen, diesmal im Pflegeheim in Zuchwil.Weiterlesen: Republik
Das schlimmste aller Verbrechen
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. 2. 2025
Eine Rezension von Sieglinde Geisel
Sebastian Barrys Roman „Jenseits aller Zeit“ entpuppt sich erst nach und nach als Psychothriller. In einer vielschichtigen Erzählung nähert er sich dem Kindesmissbrauch der katholischen Kirche Irlands und seinen dramatischen Folgen.
